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Schweihnachten selbst ist ja nicht das Problem. Drei Tage, die wie der Furz im Wind vergehen. Die Schwierigkeit ist der Kackvent, das rituelle Einkrampfen auf (neben Urlaub, Ostern, Oktoberfest) die schönste Zeit des Jahres, deren Vollzug über Klimawechsel und Internet immer obskurere, verdorbenere Züge annimmt.

Dass es hart auf hart kommt, spürst Du spätestens, wenn verbraucht verwelkte Textaufsager und Moderationsmaschinen im Öffentlichrechtlichen alle drei Sekunden Silbenschrott wie „Zimtsterne“, „Gebäck“, „Bescherung“ und „Kinderaugen“ aus ihren um keine Obszönität verlegenen Wortfleischwölfe hervorwursten.

Wenn Kai Pflaume (Sterbehilfe?) Hundertjährige heimsucht, um ihnen verbal das Rektum zu ölen, wenn Herdterrorist Horst „leckor Soose“ Lichter, eskortiert von Lendenprodukt Hardy Krüger Jr., auf dem Bike an der Côte d’Azur das Glück sucht und es am Fuße eines 20-Euro-Eisbechers findet, und wenn schließlich High-Class-Escort Helene Fischer inbrünstig ins Mikro lügt „Ich wünsche ihnen von Herzen eine Frohe Weihnacht“. Von Herzen? Na, dieses Organ wurde bei der deutschrussischen Koproduktion geflissentlich ausgelassen.

Tatsächlich schätzen die ÖR ihr Fetztagspublikum nicht falsch ein: Es muss sich um masochistische Tiefflieger handeln, deren Murmeln von der Besinnlichkeit der Feiertage so lahmgelegt wurden, dass sie wenigstens nicht Amok liefen.

Nun ist es ja nicht so, dass all dies neu wäre. Es kulminiert nur so drollig. Der Papst geißelt aus der güldenen Gemütlichkeit des Vatikans heraus den elenden Mammon, seine samtgewandeten Substituen tun es ihm gleich, verwegen die Tatsache außer Acht lassend, wem wir in letzter Konsequenz den Schlamassel zu verdanken haben, wer ihn über Jahrhunderte, Jahrtausende gar, beförderte. Und wenn ein evangelischer Pfaffenhäuptling frech Weisheit und Gnade als alleiniges Gut Gottes proklamiert, da möchte man schon zaghaft den Finger heben und anmerken, dass ein bisschen nachhaltige Intelligenz und Tugend vielleicht auch vom Menschen zu erwarten wäre…? Aber okay, sei es Gott allein; dann wissen wir wenigstens hinterher, wer es verbockt hat.

Und da ertappe ich mich bei einem Traum: Die Welt ist kollabiert, Platten haben sich verschoben, es ist nur noch ein winzig kleiner Kontinent übriggeblieben. So was wie Neuseeland. Darauf die letzten Überlebenden – jede Farbe ist vertreten, jede Neigung, jedes Temperament. Aber sie alle eint die Erkenntnis: Es geht nur weiter ohne Gott, ohne TV, ohne Internet. Die wenigen letzten Rohstoffquellen müssen geschont werden. Und jeder, der zur Predigt anhebt oder zu einem munteren Schlager, wird an die Haie verfüttert. Man braucht so wenig, um glücklich zu sein.