China ist mit seinen 1,5 Milliarden Einwohnern die bevölkerungsreichste Nation der Erde und nach den USA die zweitgrößte, beziehungsweise, gemessen an der Kaufkraftparität seiner Bewohner, größte Volkswirtschaft weltweit. Seit 1949 von Mao Zedong die Volksrepublik ausgerufen wurde, befindet sich das Land fest in der Hand der KPCh (Kommunistischen Partei Chinas) und gilt als autoritäre Diktatur. In den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrtausends vollzog China ein beispielloses Wirtschaftswachstum. So verdoppelte sich der Welthandelsanteil, das Bruttoinlandsprodukt wurde versechsfacht. Zudem intensivierte der Einparteienstaat seine aggressive Expansionspolitik. Kratzte es früher die sich im Kalten Krieg gegenseitig in Schach haltenden Weltmächte wenig, wenn in China ein Sack Reis umfiel, respektive auf dem Platz des himmlischen Friedens ein Massaker unter der gegen die staatlich verordneten Restriktionen aufbegehrenden Jugend angerichtet wurde, geriet die ins Vakuum des Falls der Blöcke stoßende Autokratie mehr und mehr ins Visier der sich im Globalismus neu ordnenden Systeme. Langsam – besser spät als nie – wurde man sich der Gefahr des “neuen” Players bewusst; durch die Umerziehung der Uiguren, die eiskalt kalkulierte Gleichschaltung Hongkongs, die Errichtung der Neuen Seidenstraße, die Entwicklungsfinanzierung Afrikas zur Sicherung von Bodenschätzen und Erschließung neuer Märkte, schließlich durch das von Wuhan aus in die Welt getragene Coronavirus, was sich nicht zuletzt wegen der chinesischen Verschleierungstaktik zur Pandemie entwickelte.
Soweit der historische Background – er ist wichtig, denn es wird viel über die “gelbe Gefahr” palavert, ohne dass ein knapper Faktencheck deren echte Brisanz erklärte.

Seit 1997 gilt Homosexualität in China nicht mehr als Straftat, seit 2001 nicht mehr als psychische Krankheit (wiewohl die Lehre dessen an verschiedenen Universitäten laut Gerichtsurteil immer noch gestattet ist). Ganz schön progressiv, möchte man meinen, bedenkt man, dass es sich bei den heuschreckenkapitalistischen Kommunisten um Diktatoren handelt, die naturgemäß alles Andersartige kategorisch ausschließen. Und folgerichtig erweist sich diese vorgebliche Fortschrittlichkeit als gewaltiger Trugschluss. Denn Staatspräsident Xi Jinping ist ein ähnlich lupenreiner Demokrat wie Putin, Arafat oder Erdogan.
So sind trotz der formalen Anerkennung  von Homosexualität (die Schwulenehe bleibt selbstverständlich verboten) queere Menschen harten Repressionen ausgesetzt. Dabei kommt dem perfekt organisierten Überwachungsstaat vor allem die nahezu lückenlose Kontrolle des Cyperspace zupass.

In sozialen Netzwerken werden schwule Inhalte gelöscht, auf Plattformen LGBTQ-Gruppen ausspioniert beziehungsweise verborgen, die Community in die Unsichtbarkeit verdrängt.

Eine zentrale Rolle spielt dabei das Videoportal TikTok, auf dem vorzugsweise junge Menschen muntere Clips posten und zu heiteren Challenges auffordern, beispielsweise einander mit kochendem Wasser zu überschütten. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Die mobile App, die 2018 musical.ly ablöste, wird von dem chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben, das, mit Hauptsitz in Peking, über lernfähige Content-Plattformen verfügt und als weltweit führender Anwender künstlicher Intelligenz gilt.
ByteDance hat ein internes Komitee in der KPCh und ist mit dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit durch eine strategische Partnerschaft bestens vernetzt. Dementsprechend werden durch die Konzernspitze regierungskritische Beiträge, beispielsweise die Umerziehungslager in Xinjang, der Zensur unterzogen.

TikTok wurde unterdes mehr als 2 Milliarden mal heruntergeladen und liegt mit über 60 Millionen Kurzvideo-Downloads in diesem Segment deutlich vor Facebook und WhatsApp. Der Anbieter zeichnet sich vor allem durch seine riesige Musikbibliothek und vielfältige Videobearbeitungsmöglichkeiten aus. Auf diese Weise mauserte sich die App in rasantem Tempo zur viralen Marketingmaschine, auf der sich allerhand “Prominente” und Influencer der weitgehend nichtsnutzigen Generation Z tummeln. Darunter natürlich auch jede Menge Tunten, Transen, queere Möchtegern-Trendsetter und schwulschwüle Fashionvictims, deren einzige Lebensberechtigung darin zu bestehen scheint, sich in jeder Peinlichkeit exaltiert zu produzieren und die brutal darauf scheißen, welchem Unrechtssystem sie da die Stange halten und vor allem die digitalen Pforten öffnen.
So heißt es beispielsweise in einem 2020 erschienenen Bericht des Australian Strategic Policy Institute (ASPI): “Das kometenhafte Wachstum von TikTok hat die kommunistische Partei Chinas in eine Position gebracht, von der aus sie das riesige Informationsfeld einer nicht-chinesischen Plattform nutzen kann.”

Nicht genehme Inhalte werden herabgestuft und unterdrückt. Und darunter fallen, man mag es nicht für möglich halten, auch queere Beiträge. Posts mit Hashtags wie #schwul, #lesbisch, #transgender werden konsequent getilgt.
Um keine schlappe Ausrede verlegen erklärt eine Sprecherin von ByteDance dies wie folgt: “Als Teil unseres lokalisierten Moderationsansatzes waren einige Begriffe (…) teilweise aufgrund einschlägiger örtlicher Gesetze eingeschränkt.” ‘#Fremdschämattacke.

Um es auf den Punkt zu bringen: Gleichgestellt mit Pornographie und Drogenkonsum sind homosexuelle Inhalte oder deren Befürwortung auf TikTok verboten. Ungeachtet dessen metastasiert der Datenkrake wie eine bösartige Geschwulst und gewährt dem chinesischen Verbrecherregime aufgrund ihres eher unorthodox angewandten Datenschutzes intimen Einblick in alle, wirklich alle Inhalte seiner Nutzer, womit diese nicht nur sich selbst, sondern auch eventuell direkt oder indirekt mit ihnen in Verbindung stehende Dissidenten oder Nonkonformisten, also auch Mit- und Ohneglieder der Community, vollkommen entblößen.

Xi dürfte vor Lachen aus den Augen geblutet haben, als Trump 2020 das Verbot TikToks in den USA androhte und so diesen längst überfälligen Schritt aus seinem Munde purzelnd zur Lachnummer degradierte.

Trauriges Fazit unseres Diskurses: In der Online-Welt hat die systemische Unterdrückung viele Gesichter. Und wer sich blind darin bewegt, macht sich zum Komplizen, wenn nicht sogar zum Täter.