Nicht nur Nazi-technisch war die Woche zumindest semi-erfreulich. Jens Maier, Richter A(f)D unterlag vor dem Berliner Landgericht Bobbeles Zauselspross Noah und muss ihm nun für einen rassistischen Tweed 15 000 Euranten abdrücken, was den Uneinsichtigen zur orakelhaften Drohung inspiriert, die Sache notfalls vor den Bundesgerichtshof und schließlich zum Jüngsten Gericht zu befördern. Charlotte Knobloch indes trieb mit einer bemerkenswerten Rede anlässlich des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz unsere braunen Brüder und Schwestern aus dem bayerischen Landtag. Sie hören halt nicht gern, wes Geistes Kinder sie sind, da werden sie trotzig und müssen weinen.

Fast bemerkenswerter allerdings das krude Geschacher um den Brexit, der mit seinen vergurkten Kapriolen immer mehr an den guten, alten Komödienstadel erinnert, in dem sich in den verschwitzten 1970-ern zu bester Sendezeit talentneutrale Säufer unterprächtige Pointen um die Ohren schlugen. Wo ist er geblieben, der britische Humor, den wir neidvoll als „sophisticated“ bezeichneten? Wo das Understatement, die brillant schwarz servierte Volte, der düpierte Sarkasmus eines Oscar Wilde oder Winston Churchill? Ist der blitzende Witz der Briten wirklich Bremsspuren à la Boris Johnson gewichen? Geistig umnachteten Oxford-Alkoholikern, die in diesen Tagen geradezu krampfhaft den Nachweis erbringen, dass das Empire toter ist als Queen Victoria es jemals sein kann? Muss denn alle verstaubte Würde Ulknudeln wie Theresa May oder Jeremy Corbin weichen, die wie besoffen planlos ins Unterhaus wanken und denen das ungekannte Kunststück gelingt, über Stunden hinweg, verhaftet in abgehalfterten Riten, nicht einmal heiße Luft zu produzieren? Hat die englische Küche endgültig den britischen Verstand besiegt? Man weiß bisweilen nicht, wie einer Fleischpastete mit Minzsauce ausgeliefert, ob man lachen, weinen oder brechen soll.

Versöhnlich dagegen Macrons und Merkels Schulterschluss zu Aachen – da schlägt das Herz des Lokalpatrioten gleich höher. Ein schönes Paar geben die beiden ab – er kann die Pfoten gar nicht von ihr lassen; man fühlt sich voll Schwermut an Kohl und Mitterand erinnert. Und dann sieht man auch gnädig über die seltsamen Menschen in Gelbwesten (nichts Neues) hinweg, die, eine Handvoll bloß, mit dicker Hose viel Lärm um Nichts machen, als hätte einer von ihnen auch nur den blassesten Dunst, wofür oder wogegen man aktuell auf die Straße geht. Das macht ja nun auch nichts – der Franzose an sich ist immer glücklich, wenn er pfeifen und sich aufregen darf, statt zu arbeiten. Das macht ihn auch irgendwie liebenswert.

Das Bild der Woche schließlich: Munter entfesselte Handballer vor explodierenden Kölnern. Erstaunlich, wie der einst ungeliebte Sport des Deutschen Seele nach dem WM-Debakel der M-a-n-n-s-c-h-a-f-t (das sind die mit dem ledernen Rund, nach dem man mit Füßen tritt, wozu eine Mannfrau im Schwulistan mitleidvoll anmerkte: „Der arme Ball!“) zu balsamieren versteht. Und die Jungens, weit entfernt von jedweder Eitelkeit (wozu auch nicht der geringste Anlass bestünde), lassen sich im Gegensatz zu ihren kickenden Kollegen die Bratwurst nicht in Gold einwickeln. Das ist sympathisch, und fast ist man geneigt, ein zartes „Alles wird gut“ in die Winternacht hauchen, dessen Buchstaben zu Eis gefrieren und mit zartem Klirren gleich venezianischem Glas auf dem Trottoir zu Bruch gehen.