Die weggeworfene Kippe im Dachgestühl der Notre-Dame hatte kaum erste Funken geschlagen, da beschworen die Rechtsaußen im Netz bereits den Ausbruch Eurabiens herauf. War ja klar – IS und Taliban hatten dunkle Finsterlinge ins Herz Europas geschickt, um es anzuzastern und abzuflammen. Warum sie sich dabei nicht der beliebt-bewährten Selbstmordattentäter bedienten, die gleich noch einen Schwung ungläubiger Touristen mit sich rissen? Diese Erklärung blieben sie schuldig.

Warum auch?

Der Nazi behauptet, er muss nicht begründen. Allen voran der schmerzfreie SS– (Schwachsinnige Schwuchteln)–Gauleiter David Berger, ehedem vatikanische Klemmschwester und seit seinem Zwangsouting entfesselter Populist mit weichkäsigem Brandbeschleuniger im Rosinenschädel, der auf seinem bedenklich bedauernswerten Bibelblog „Philophallus Peniserrekta“ (so oder so ähnlich), gleich einem jeden Fettnapf rammelnden Jack-Russel-Terrier mit Micky-Maus-Komplex, eifrig das tägliche Geschehen bepostet. Der ahnte sofort Dystopisches, brachte Macron und Maaß mit der scheusaligen Feuerlegung in Zusammenhang und (t)wittert bis zum heutigen Tage eine prinzipiell irgendwie mit Islamismus verschwurbelte Verschwörung, wiewohl es dafür keinerlei Indizien gibt.

Aber was interessieren den heroischen Hinterlader schon Fakten, wenn er sich seine Meinung gebildet hat?

Das „gescheiterte System Macron“ habe die Notre-Dame auf dem Gewissen, und der augenscheinliche Zusammenhang des Desasters mit im Minutentakt erfolgenden Kirchenschändungen durch islamistische Bösewichter wird von der Lügenpresse unter den Teppich gekehrt. „Das sind natürlich alles wirre Überlegungen rechter, ebenso weißer wie testosterontoxischer Cis-Männer,“ beklagt sich der einsame Wüstenrufer in bester das-wird-man-ja-noch-sagen-dürfen-Manier, „kurzum politisch unkorrekt – was inzwischen ein schwereres Verbrechen zu sein scheint als einen Menschen fahrlässig zu töten…“. Gut gerülpst, Schwester.

Und fast möchte man meinen, noch gülliger, bodensatziger, verschimmelter geht es nicht. Aber da hat man die Rechnung ohne die Irgendwie-Links-Aktivisten gemacht. Denn u.A. die Familien Pinault (Yves Saint Laurent/Stella McCartney/ Gucci) und L’Oréal spendeten in den darauffolgenden Tagen mehrere Hundert Millionen Euro für die Wiederherstellung des Kulturerbes. Das bot Anlass für eine nie-dagewesene Neiddebatte.

Inkontinente Influencer, selbst die schlimmsten Schmarotzer in dem aus Unbildungs- und Blödheitstränen sich zusammensetzenden Stümperozeans „Internet“, vermeldeten großmäulig lamentierend, es handle sich bei der zerstörten Kathedrale schließlich bloß um ein „altes Haus“, und die feinen Pinkel sollten doch besser niedlichen Hungerbäuchlein in der Sahelzone oder einheimischen Pennern die schöne Kohle zugute kommen lassen. Die französische Obdachlosenvereinigung ging auf die Straße – nun gut, da war der Weg ja nicht besonders weit – und auch die auf Krawall gebürsteten Gelbwesten, um keine Schändung von Kulturdenkmälern verlegen (Arce de Triomphe), machten ihrem göttlich gerechten Zorn Luft und droschen mit bewährter Blödbrutaltät auf Polizisten ein, steckten ihrerseits irgendwelche Karren an und hinterließen die gewohnten Schneisen der Zerstörungswut. Man kennt es ja – ihre geistigen Geschwister nennen sich hierzulande LINKE und AfD; man muss Scheiße nicht farblich begutachten, um ihre Grundsubstanz zu erkennen. Sie riecht, das reicht.

Ein namhafter Karikaturist veröffentlichte einen Cartoon, in dem ein Bettler seinen darbenden Hut mit einer Bitte um Spende ausstattet, ein weißer Hase (?!) kommt des Weges, kritzelt ein Gemälde der Notre-Dame darauf, und hinterher quillt die Kopfbedeckung über mit Geldscheinen.

Große feministische Vordenkerinnen wie Natascha Ochsenknecht und Pamela Anderson kritisierten die elende Arroganz der Superreichen, für die Neuerrichtung des ruinierten Gebäudes Geld lockerzumachen, und empört schrien arschlochige Facebook-Pupser dazu auf, der Vatikan sollte sein Portemonnaie gefälligst öffnen; völlig ungeachtet der Tatsache, dass die Notre Dame Eigentum der Nation Frankreich und nicht der katholischen Kirche ist.

Tatsachen? Kack der Hund drauf!

Links und Rechts waren und sind vereint in Leichname-fledderndem Aufbrausen. Vergleiche zu Adolf-Nazi-Zeiten drängen sich jedem historisch nicht gänzlich Unterbelichtetem auf (siehe Hitler-Stalin-Pakt).

Das wirklich Erschreckende ist, dass eine Überzahl der Moralterroristen jungen Alters ist (abgesehen mal von den großen Köpfen Ochsenknecht und Anderson). Und dass sie, mit unsagbar überheblicher Larmoyanz, geradezu faschistisch vorschreiben, was „ein guter Zweck“ ist und wohin die reichen Schweine gefälligst ihre Kohle zu pumpen haben. Mit radikaler Spießigkeit werden da die Taschenrechner auf den Tisch gepackt und Steuerersparnisse errechnet, und es ist komplett Banane, dass alle Großspender auf eine entsprechende Quittierung verzichteten. Fakes sind eben sachdienlicher als Facts.

Eine ekelerregende Spirale aus rechter und linker Hetzerei spiegelt die widerwärtige Fratze unseres Heute, das aus Unbildung, sardonischer Schuldzuweisung, klebrigem Neid und öliger Aggression besteht.

Die Notre-Dame (übrigens ursprünglich der „Porne“, der heiligen Hure Maria Magdalena gewidmet) ist ein Teil der Menschheitsgeschichte – ein junger, zugegeben, denn die Grundsteinlegung fand 1163 statt, also vor gerade mal 856 Jahren. Das ist natürlich ein formidabler Scheißdreck gegen den Bauschutt, den Taliban und IS freudvoll in die Luft jagten.

Aber – Moment – besteht da plötzlich ein Zusammenhang mit den ADHS-Aktivisten von links und rechts und den von ihnen mit, durchaus berechtigtem Zorn, bekämpften Dumpflingen, die das Welterbe der Menschheit gewissenlos blöde in Schutt und Asche legen? Oups, they did it again.

Vielleicht mal nachdenken vor dem Abkotzen?

Ich weiß, das ist schwer, denn Denken macht Falten. Aber ich würde es empfehlen.