Der einzig nachweisbare Nutzen der Wiedervereinigung war die bundesweite Einführung des DDR-Ampelmännchens. Die einzig positive Aussage, die man bezüglich der neoliberalen Apartheits-Urmutter FDP treffen kann, ist, dass sie sich weitestgehend aus dem Plakatwahlkampf der Europawahl heraushält. Damit hat es sich dann aber auch mit dem Gespensterlob. Ansonsten fahren die Parteien in entfesselter Nostalgie mit groß bebildertem Unfug auf, als wäre in den 1980’ern die Uhr stehen geblieben – auf Winterzeit.

All überall wo man durch die Straßen der Stadt schlendert – sie grinsen, sie strahlen, wie gerade der Nervenheilanstalt entronnen, die Barleys und Webers und Habecks. Und als sei die jeden Ausblick verschandelnde Visagenüberflutung nicht schon Terror genug – sie wird auch noch angereichert mit dumpfen Wortfragmenten, die keinem Anflug des Sinnierens auch nur ansatzweise standhalten.

Katharina Barley beispielsweise lächelt wie unter per Elektroschock erzeugten Presswehen, während sie von einer geradezu diskriminierend diversen Fröhlichkeitsschar augenscheinlich bekiffter Zeitgenossen umringt wird, worunter das Adverb „Miteinander“ prangt wie ein verlorenes Ei. Was – miteinander? Miteinander in der Gegend herumstehen und blöde grinsen? Miteinander 3-Wetter-Taft schnüffeln und Windmaschinen auspusten? Miteinander irre gut drauf sein und Pigmentierungen begutachten? Miteinander einen Piccolo auf das letzte Röcheln der SPD köpfen, die sich aus unerfindlichen Gründen immer noch als „stolz“ verortet? Da macht sich schon ein leiser Hauch von Brechreiz breit.

Nicht viel besser sieht es bei den GRÜNEN aus. „Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit“ röhrt es da hohl und jeder Logik wie Grammatik trotzend. Und auch den Zitatursprung – „liberté, egalité, fraternité – an den Katzentisch der Geschichte verweisend. Und wenn Ska Keller mit gestelzter Geste die Aussage untergeschoben wird „Kommt der Mut, geht der Hass“ möchte sich beim eigentlich gewogenen Betrachter die Schädeldecke langsam lösen. Entweder – Rhetorikkurs für Anfänger, erste Lektion umsonst – muss es heißen „Kommt die Liebe, geht der Hass“ (was wohl selbst den um keine Gefühlsduselei verlegenen GRÜNEN eine Schmachtschippe zu viel war), oder „Kommt der Mut, geht die Angst“. Die schrullig poetische Verfehlung des angewendeten Orakels hat eine ähnlich sprachliche Übermacht wie die Aussage „Gut Ding will dickste Kartoffeln“. Nee, schon klar.

Die Berliner CDU-Kandidatin für Brüssel wirbt, nude geschminkt, mit dem merkwürdigen Slogan „Starkes Europa – gut für Berlin“. Ach was. Könnte man auch ausweiten: „Dicke Mädchen – gut für Berlin“, „Kopulierende Krakauer – gut für Berlin“, „Weichkäse in Tüten – gut für Berlin“… Man möchte die Reihe geistloser Gassenhauer endlos fortsetzen, sie ergeben eine ähnliche Verstandsbrutalität wie der in die unschuldige Natur gefurzte Unfug, den teure Berater da aus ihren Darmeswinden nach einer Überdosis Chili (pulverisiert durch die Nase gezogen) erschnüffelten.

Hübsch auch die Flatulenz der  LINKEN, die mit übergewichtigen Damen (russische Speerwerferinnen? Zu jeder Schandtat bereite lesbische Ringerinnen?), in Arzt- und Schwesternkittel gewandet, für mehr Lohngerechtigkeit und Freizeit eintreten. Der dazugehörige Spruch der Putin-Epigonen ist so dämlich, dass er sich nicht einmal einprägen will – da macht das Gehirn nicht mehr mit; es weigert sich, einen solchen Trojaner auf der Festplatte zu speichern.

Freilich unterbieten unsere Umnachteten von der AfD-Front wieder jeden Spasmus der in göttlichem Zorn verachteten „Altparteien“. „Freiheit statt Brüssel“ kotzt es da Weiß auf Blau, wozu das wülstige Gesicht von Spitzenkandidat Meuthen sardonisch quallig grient. „Europa-kritisch“ nennen sich die nationalistischen Schmarotzer, die sich alleine dafür aufstellen lassen, möglichst viele Diäten des aus ihrer Sicht vorgeblich auf die Schlachtbank gehörenden Körpers Europa abzuzapfen. Sogar ein gefällig zeckiges Hinterladerpaar wird abgelichtet und mit dem etwas verrückt wirkenden Spruch versehen „Mein Partner und ich legen keinen Wert auf die Bekanntschaft mit muslimischen Einwanderern, für die unsere Liebe eine Todsünde ist“. Oha. Wie genau war noch die Haltung der Rotte zur „Ehe für Alle“? Hab ich da was nicht mitgekriegt? Und dann das pornös-pompöse Poster des Malers Jean-Léon Gérôme, das, in guter alter Kolonialtradition, ein nackertes Weißweib bei der Begutachtung per arabischer Sklavenhändler darstellt, versehen mit dem wirren Wortmüll „Damit aus Europa kein Eurabien wird“. Anders Breivik lässt grüßen. EURABIEN? Okay, simpel sind sie ja alle, aber hier geht der IQ doch schon in den Minusbereich. ARABIEN IST KEIN KONTINENT, IHR WICHSER, SONDERN EINE HALBINSEL!

Es bedarf schon einer großen Portion Senilität, die oft mit Toleranz verwechselt wird, um diese Überschrottung mit Schwachsinn einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Da salbadert man allgemein über den Klimawandel (bis auf unsere geisteskranken Sklavenhändler der „Arschlöcher für Deutschland“ freilich) und produziert eine Sintflut an hohlem Müll.

Aber okay, für eines ist das durchgedrehte Stupid-Stammtisch-Stadl immerhin noch gut: Dass eine jede räudige Töle einen optimalen Platz weiß, wohin es zu urinieren gilt.