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Die Zombies, die abends nicht rechtzeitig in die Gruft finden, landen irgendwann zwangsläufig bei „Willkommen bei Carmen Nebel“ und erfahren schmerzlich am eigenen Leibe, dass ewige Verdammnis nicht das schlimmste denkbare Schicksal ist.

Vielmehr ist es die Beschallung durch die illustre Gästeschar der burschikosen Moderatorin, die ohne Probleme jeden Contest zur Ermittlung des unsympathischsten TV-Hosts der deutschen Fernsehgeschichte nach Hause tragen würde. Das aus Grimma stammende Unikum arbeitete bereits zu DFF-Zeiten als Ansagerin und wurde 1989 gar zum beliebtesten Fernsehstar der DDR gekürt.

Leider löste sie sich nicht mit dem Fernsehen der ehemaligen DDR auf, sondern strandete im MDR, bevor das ZDF das auch als Autorin tätige Multitalent (Kolumnensammlung „Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche“) einsackte und das bodenständige Paket aus Charmeresistenz und desinteressiertem Dilettantismus seither eine samstäglich stattfindende Musikshow und die größten Weihnachtshits präsentieren lässt.

„Willkommen bei Carmen Nebel“ ist wahrhaftig ein Synonym für den Highway to Hell. In waghalsiger Reihenfolge tummeln sich bei ihr Baumfäller Lena Berg (letzter verbürgt heterosexueller Kerl am deutschen Schlagerhimmel), Heino (der „Alles nur geklaut“ von den Prinzen geklaut hat), Mundharmonika-Gebläse Michael Hirte (dem man beim launigen Lauschen sein Instrument gerne mal in eine andere Körperöffnung rammen würde, damit es vielleicht ein paar neue Töne außer dem gewohnten Gewimmer produziert), eine Heuchlertruppe namens „Santiano“ (die scheinbar von „Hoch im Norden“ stammen und leider nicht dort geblieben sind) und Johnny Logan (der auf seinen diversen Grand-Prix-Höllentrips kleben geblieben ist), um nur einige der „Höhepunkte“ zu nennen.

Natürlich latscht die unvermeidliche, diesmal als Reeperbahn-Nutte verkleidete Helene Fischer die Showtreppe runter, und irgendwie hat sich Katie Melua in den sonderbaren Reigen der Untoten verirrt, die von einer bizarren Balletteinlage und an anthroposophisches Theater gemahnendem Tücherwehen begleitet wird. Und, und, und.

Die Geisterbahnfahrt, aus Magdeburg übertragen, darf schließlich satte zweieinhalb Stunden nicht unterschreiten, und da kriegt man einiges an Bratze eingeholfen. Der eigentliche Skandal an diesem faden Allerleiweltsbrei ist, dass er gebührenfinanziert wird. Und dass am nächsten Mittag Kiwi mit genau derselben Brechbrühe aufwartet, die sich dann allerdings „Herbstshow“ nennt und auch über 2 Stunden für sich beansprucht.

Bleibt zu hoffen, dass die kritischen Anmerkungen von Bundestagspräsident Lammert bezüglich der gedankenlosen Gebührenverschwendung der Öffentlich-rechtlichen nicht ungehört bleiben. Beim ZDF stößt er bislang auf taube Ohren. Die sind aber auch schwer vonnöten, wenn man solcherlei musikalischen Genüsse verbricht.


Der Beitrag erschien zuerst im Berliner Kurier