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Täglich bespaßt RTL-Tochter VOX von 16.00 Uhr bis 17.00 Uhr die „lass uns mal die Chpis von gestern Abend töten“ – Hausfrauenfront mit einer Sendung namens „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“. Das ist dann genau die Zeit, wenn Papa arbeitet oder gerade am Getränkekiosk die politische Weltlage analysiert, die Kinder in der Ausnüchterungszelle sitzen und die Mädels ihre Rotkäppchenvorräte aus dem Putzmittelschrank entsorgen.

Die Sendung gibt es übrigens auch auf SIXX im englischen Original zu sehen, da flimmern alle 4 Trauungen hintereinander über den Schirm und nach einer Stunde steht der Winner fest, aber für den deutschen Zuschauer, dem man nun wirklich nicht Formel-1 Fähigkeiten im Denken vorwerfen kann, gibt es die langgestreckte Version auf 5 Folgen.

In 4 Folgen werden heiratswütige Bräute auf ihre Festgemeinde losgelassen, die drei jeweils nicht Ja-wortenden Konkurrenzbräute bilden die Jury und sind als solche gnadenlose Furien, denn der Siegerin winken eine Traumreise + Taschengeld. In Folge 5 kommt die Wertung des Brautkleids, die Siegerin steht fest (die mit den meisten der sparsam und geizig vergebenen Pünkter), die anderen Mädchen sind stinkig, und für die hämische Gewinnerin geht’s pauschal auf die Malediven.

Da die willigen Weiber teilweise über Budgets verfügen, wovon sich mehrere Dörfer im Gaza-Streifen komplett errichten und mit Kliniken und Schulen bestallt werden könnten, scheint der Geifer um den Billigurlaub etwas fremdartig – aber es ist wohl der sportliche Gedanke der zählt. Wäre dem nicht so, dann wäre ja die über-übernächste Fußball WM nicht in Katarrh, oder?

Doch das nur am Rande. Durch die deutsche Version des Hochzeitshorrors führt Moderator Froonk!, der früher mal Frank Mathée hieß und als Pro7-Weddingplanner eine wirklich witzige Show leitete, in der er per unterirdischer Deko und fröhlichem Gebabbel Primatenpärchen den großen Tag vermasselte, sie aber trotzdem in hehrem Glück zurückließ, weil sie ja mal im Fernsehen waren. Jetzt heißt der Frank Froonk!, trägt die Haare kurzgeschoren und in die Mitte ist ein Iltis fixiert – ob der noch lebt, ist bislang ungeklärt.

Heute kommentiert er Hochzeit 4 der Woche, die, wie alle andern, unter ein Motto gestellt ist: „Idyllische Ländlichkeit“: Es trifft Sabine und Marcus, die sich über Internet angekruschelt haben, und dem seine Sabine das Herz mit ihrer Sauerwelle brach, denn er steht so auf Locken.

Anatulisches Gebläse und pakistanische Klagelieder

Wer jetzt schon Schemel und Melkeimer herbeiholen will, um sich vor der hochzeitlichen Berieselung Erleichterung zu verschaffen, der hat die gestrige Multi-Kulti-Hochzeit verpasst, wo uns mit traditionell anatulischem Gebläse und pakistanischen Klageliedern das angetan wurde, was im Lande der Herkunft wahrscheinlich zur Temposteigerung von Milch zu Käse verwendet wird.

Übrigens sind Sabine und Marcus unterdes unter der glücklichen Ehehaube, und bislang ist die übergewichtige Brautjury noch gnädig, hat Gänsehautfeeling und auch die eine oder andere Träne verdrückt. Wobei der Mittwochsbraut das Kleid zu sexy war, die Dienstagbraut es unangemessen findet wenn ältere Bräute weiß tragen und die Montagbraut findet, dass Sabine im Kleid zu fett aussah.

Wir sehen, die Messer werden gewetzt – wobei der diplomatische Froonk! nebst Iltis noch immer die Romantik des Spektakels betont. Die Bräute geben 23 von möglichen 30 Pünktern für die höhepunktarme Zeremonie – Sabine hat die As-Karte gezogen, indem sie ihre gut im Fleische stehenden Konkurrentinnen per Oldtimer zur Lokalität fahren und mit gleich 5 Stücken Torte betäuben ließ.

Dann werden obligatorische Ballons mit guten Wünschen in den unschuldigen Himmel gejagt, und weiter geht’s mit Kaffee und Kuchen. Bei der Location sind die Gastbräute um einiges bösartiger als bei der Zeremonie: Nur 19 Pünkter. Da wäre mehr Schnaps in der Torte nötig gewesen. Beim eingeblendeten Froonk! hat der Ilitis eindeutig eine neue Position auf dem Schädel eingenommen, und es drängt sich der Gedanke auf, dass er das wahre Brain der Sendung ist. Beruhigend, wenn VOX langsam aber sicher auch offiziell seine Programmplanung an Wesen weitergibt, die dem Homo Entertainment insofern überlegen sind, dass sie trotz steter Belobigung und Zuführung von Psychopharmaka nur bedingt domestizierbar sind.

Der Hochzeitstanz ist die übliche Verzweiflungstat

Bei Sabine und Marcus gibt es Hochzeitssuppe, dann hält der Brautvater eine vor allem ihn bewegende Rede, wo der Papa auspackt, dass Sabine schon zwei erwachsende Söhne und ein pubertierendes Mädchen mitbringt. Aber für den schüchternen Marcus scheint die frühere Umtriebigkeit seiner Sabine keine Überraschung zu sein – Schade eigentlich. – und der folgende Hochzeitstanz ist die übliche Verzweiflungstat. Gemessen an ihrer Gefräßigkeit geben die drei zunehmend angeschuckerten jedoch missmutigen Gastbräute bescheidene Punkte, und die Stimmung fällt sowieso durch.

Die Sendung endet, Froonks! Iltis verlangt es nach Frischluft, und beim anschließenden „Mieten, Kaufen, Wohnen“ drängt es schon diverse hirntote Makler, ihre Objekte an sich selbst zu verscherbeln, und tatsächlich nimmt mit „4 Hochzeiten…“ der Nachmittag ein versöhnliches Ende. Wobei es wirklich ratsam ist, sich die sonderbare Sause mit einem ordentlichen Hub Eierlikör zu versüßen.